Der Mensch erscheint im Holozän

Erzählung von Max Frisch

Zur Skulptur

Die Vorlage für die Erzählung von Max Frisch bzw. für deren Hauptfigur (Herr Geiser) dürfte ein alter, ehemaliger Beamter namens Armand Schulthess aus Bern gewesen sein. Dieser trug lexikalisches Wissen über die Erdgeschichte und eigene Erkenntnisse zusammen, welche er auf Blechdosendeckel schrieb, und diese an Baumstämme auf seinem Gelände nagelte, damit er sie nicht vergass. Solche Tafeln fanden sich später in der Ausstellung von Harald Szeemann auf dem Monte Verità in Ascona. Die Skulptur zeigt den Mann, an seinen Tafeln dozierend.




Literarischer Hintergrund

Die Skulptur bezieht sich auf die 1979 erschienene Erzählung «Der Mensch erscheint im Holozän» des Schweizer Schriftstellers Max Frisch (1911 – 1991). Der alte, gebrechliche Protagonist, Herr Geiser, lebt zurückgezogen in einem kleinen Haus im Onsernonetal (Tessin). Als das Tal durch ein heftiges Unwetter tagelang von der Umwelt abgeschnitten wird, deutet Geiser dies als drohendes Anzeichen des Weltuntergangs. Um sein ganzes Wissen aufzubewahren, schneidet er Texte aus Lexika und wissenschaftlichen Abhandlungen aus oder schreibt ab, was nicht vergessen werden soll. Fein säuberlich heftet er alles an die Wände, doch bringt am Ende ein Windstoss alles durcheinander. Geiser versucht, aus dem Tal zu fliehen, kehrt aber, von der Aussichtslosigkeit seines Unterfangens überzeugt, entkräftet zurück. Nach einem Schlaganfall findet ihn seine Tochter in geistiger Verwirrung. Es wird ihm bewusst, wie klein und unbedeutend er im Gegensatz zu den Naturgewalten und der erdgeschichtlichen Entwicklung ist und dass die Zettel nunmehr sinnlos sind, da die Welt keinen Wert auf sein Wissen und sein Gedächtnis legt.

Werkangabe

  • Frisch, Max: Der Mensch erscheint im Holozän, Suhrkamp Verlag Frankfurt a. M., 19. Auflage 2012
    ISBN 978-3-518-37234-0

Heutiger Standort privat